
Was bedeutet psychische Gewalterfahrung?
Psychische Gewalt hinterlässt keine blauen Flecken – und wirkt doch tief. Sie untergräbt Selbstwert, Vertrauen und Sicherheit. Oft geschieht sie leise, über lange Zeit. Jede zweite Frau erfährt in ihrem Leben psychische Gewalt. Viele Frauen zweifeln lange an sich selbst, bevor sie verstehen: „Das, was ich erlebt habe, war Gewalt.“ Wir wollen Orientierung geben – für dich selbst, für Menschen in deinem Umfeld oder für dein berufliches Wirken. Vielleicht bist du dir auch noch unsicher? Der Selbst-Check kann dich unterstützen, deine Erfahrungen einzuordnen.
Psychische Gewalt ist jede Form von Gewalt, die über Worte oder Verhalten ausgeübt wird, um das Selbstwertgefühl, die Identität oder das emotionale Wohlbefinden einer Person zu untergraben. Dies kann durch ständiges Abwerten, Manipulation oder emotionale Erpressung erfolgen.
Psychische Gewalt kann in ganz unterschiedlichen Lebensbereichen stattfinden. Wir zeigen dir hier drei typische Kontexte – mit Beispielen, die dir helfen können, "blinde Flecken" zu erkennen und das eigene Erleben einzuordnen. Vielleicht erkennst du dich in einem oder mehreren Bereichen wieder. Dann könnte unser Programm RE:START genau das Richtige für dich sein.
💔 Psychische Gewalt in der Partnerschaft
In Beziehungen zeigt sich psychische Gewalt häufig in subtilen, aber tief wirkenden Mustern. Sie beginnt oft schleichend – durch ständige Abwertung, Kontrolle oder emotionale Erpressung. Viele Betroffene zweifeln mit der Zeit an sich selbst und verlieren den Zugang zu ihren eigenen Gefühlen und Bedürfnissen.
Typische Merkmale:
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Abwertende Kommunikation – du wirst regelmäßig kritisiert, verspottet oder ins Lächerliche gezogen.
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Kontrolle – über Kontakte, Kleidung, Zeitgestaltung oder Finanzen.
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Gaslighting – deine Wahrnehmung wird manipuliert, du beginnst, dir selbst nicht mehr zu trauen.
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Schuldumkehr – du wirst für alles verantwortlich gemacht, auch wenn du nichts falsch gemacht hast.
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Emotionale Erpressung – Liebe, Zuwendung oder Anerkennung werden an Bedingungen geknüpft.
Kennst du vielleicht die Situation…
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… dass dir jemand immer wieder sagt, du seist nichts wert oder würdest nichts richtig machen, sodass du beginnst, an dir selbst zu zweifeln?
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… dass du dich rechtfertigen musst, wenn du dich mit Freund*innen treffen willst – oder dich dafür sogar entschuldigst?
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… dass dein Gegenüber wütend wird, wenn du eigene Entscheidungen triffst – und du dich lieber anpasst, um Streit zu vermeiden?
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… dass du nach Gesprächen völlig verunsichert bist und dich fragst, ob du übertreibst oder verrückt bist?
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… dass du Angst hast, bestimmte Themen anzusprechen, weil du sonst mit Rückzug oder Kälte bestraft wirst?
🧒 Psychische Gewalt in der Familie / Kindheit und Jugend
Psychische Gewalt in der Familie bleibt oft unbenannt, weil sie nicht mit körperlicher Gewalt einhergeht – und doch wirkt sie oft besonders langfristig. Sie prägt unsere Beziehung zu uns selbst und anderen, häufig bis ins Erwachsenenalter.
Typische Merkmale:
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Emotionale Vernachlässigung – du fühlst dich mit deinen Gefühlen allein, Unterstützung bleibt aus.
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Liebesentzug – Zuwendung wird entzogen, wenn du „nicht funktionierst“.
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Parentifizierung – du übernimmst Verantwortung, die eigentlich Erwachsene tragen sollten.
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Abwertung – du wirst ständig kritisiert oder mit anderen verglichen.
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Schuldumkehr – dir wird suggeriert, dass du an der Stimmung oder dem Leid der Familie schuld bist.
Kennst du vielleicht die Situation…
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… dass du als Kind oft gehört hast: „Wegen dir bin ich so gestresst“ – und du dachtest, du machst alles falsch?
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… dass du für deine Eltern da sein musstest, aber niemand für dich da war?
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… dass du deine Gefühle unterdrückt hast, weil du gelernt hast: „Bloß nicht auffallen, bloß keinen Ärger machen“?
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… dass du nur dann Anerkennung bekommen hast, wenn du Leistung gebracht oder dich angepasst hast?
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… dass du dich heute schuldig fühlst, wenn du deine eigenen Bedürfnisse wichtig nimmst?
💼 Psychische Gewalt im Arbeitsumfeld
Auch im beruflichen Kontext kann psychische Gewalt vorkommen – oft unter der Oberfläche. Sie zeigt sich in Form von Ausgrenzung, Machtmissbrauch, ständiger Herabwürdigung oder subtiler Manipulation. Die Folgen können von Selbstzweifeln bis hin zu Burnout reichen.
Typische Merkmale:
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Mobbing & soziale Ausgrenzung – du wirst ignoriert, isoliert oder systematisch übergangen.
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Mikromanagement & Kontrolle – deine Arbeit wird ständig überwacht, deine Entscheidungen hinterfragt.
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Abwertende Kommunikation – du wirst regelmäßig kritisiert, lächerlich gemacht oder bloßgestellt.
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Informationsentzug – dir fehlen wichtige Infos, was deine Arbeit erschwert.
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Gaslighting im Jobkontext – du wirst gezielt verunsichert oder deine Wahrnehmung wird in Frage gestellt.
Kennst du vielleicht die Situation…
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… dass du in Besprechungen übergangen wirst – und später jemand anders deine Ideen präsentiert?
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… dass du ständig das Gefühl hast, Fehler zu machen, obwohl du dein Bestes gibst?
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… dass du wichtige Infos oder Entscheidungen erst sehr spät oder gar nicht bekommst?
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… dass du mit einem schlechten Gefühl zur Arbeit gehst – und dich klein, wertlos oder ohnmächtig fühlst?
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… dass du innerlich schon längst die Kraft verloren hast – aber nicht weißt, wie du aussteigen sollst?



